August 1974
Durch Vermittlung des langjährigen Mitgliedes Andreas Röllgen konnte eine ehemalige baufällige Schreinerei für zehn Jahre gemietet werden.
Im August 1974 war es dann soweit. Der Mietvertrag wurde auf zehn Jahre abgeschlossen. Der Vorstand wagte diesen Schritt trotz warnender Stimmen, vor allem auch, weil die Probensituation zusehends unerträglich geworden war. Rückblickend muss gesagt werden: Hätten der Vorstand und die Mitglieder nicht den Mut zu diesem Schritt gehabt, würde es den Chor heute sehr wahrscheinlich nicht mehr geben. Denn das Sängerheim entwickelte sich nicht nur als ein Ort der musikalischen Sangesarbeit, sondern von Jahr zu Jahr zu einem Ort aktiven Gemeinschaftslebens und praktizierter Kameradschaft. Diese rein räumlichen Voraussetzungen für eine Entfaltung des Chor-Lebens waren vorher nicht gegeben.
Das Vorhaben glückte. Viele freiwillige Arbeitsstunden der Vereinsmitglieder waren nötig. Doch als nach acht Monaten Umbauzeit die neuen Innenräume in ihrem Glanz erstrahlten und von einer ehemaligen Schreinerei nichts mehr zu bemerken war, herrschte unter den Sangesbrüdern nur eitel Freude und mächtig viel Stolz auf die erfolgreiche Leistung. In einer Pressemiteilung aus Anlass der Einweihung wird der Wert der geschaffenen Bauleistungen auf 35.000 bis 40.000 DM geschätzt.
April 1991
Aus der Not eine Tugend gemacht: „Wir bauen unser neues Sängerheim selbst“
Mitten in die Vorbereitungen für das 110. Stiftungsfest flatterte die Kündigung für das (gemietete) Sängerheim auf den MGV-Tisch. Das Sängerheim musste dem Neubau der durch Dansweiler führenden Hauptdurchgangsstraße L 93 weichen. Als die Straßenpläne eine Entscheidung erzwangen, fassten Vorstand und Mitgliederversammlung den mutigen Entschluss: „Wir bauen selbst.“ Diese Entscheidung fiel auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im April 1991.
Dem Vorsitzenden Hermann Josef Kempen gelang es, in Verhandlungen mit der Stadt Pulheim das Grundstück am Lindenplatz als Erbpacht übertragen zu bekommen. Dank der eingeplanten Eigenleistung und mit viel gutem Willen konnte schließlich die Finanzierung auch offiziell als gesichert gelten. In einer Mitgliederinformation vom 12. November 1989 heißt es deswegen, es bedeute kein Abenteuer, „in eigener Regie ein neues Sängerheim zu erstellen“. Allen war aber klar: Der Neubau konnte nur gelingen, wenn der Chor geschlossen in umfassender Eigenleistung das neue Heim baute. Die Auflagen der Stadt sahen vor, dass die alte Schreinerei in Eigenleistung abgerissen, die Steine verwahrt und beim Neubau zur Erhaltung des historischen Dorfkernes wieder verwendet werden sollte. Außerdem war ein Walmdach vorgeschrieben, und der MGV musste sich verpflichten, die Grünanlagen rund um das Gebäude in Eigenregie zu erledigen.
Nach einer Abschlussfête im „alten Sängerheim“ im April 1991 und nach der letzten Probe am 20. April wurde schon einen Tag danach mit dem Abriss und der Ausschachtung für den Neubau begonnen. In den Folgemonaten wurde sodann in Tausenden freiwilliger Arbeitsstunden der Sänger und unter handwerklicher wie finanzieller Unterstützung fördernder Mitglieder der Neubau in Eigenleistung ohne den Einsatz größerer Baumaschinen errichtet. Beton, Steine, Mörtel, Eisen und Holz wurden durch eine Vielzahl von Händen weitergereicht bis zum Bestimmungsort. Bereits am 19. September konnte mit dem ganzen Dorf das Richtfest und vom 20. bis 22. März 1992 nach nur zehnmonatiger Bauzeit mit allen Beteiligten, Förderern und den Spitzen aus Politik und Verwaltung die Einweihung des Sängerheimes gefeiert werden.
April 1998
Die Arbeit im Kleinen ging weiter. Im Verlauf des Jahres 1997 entschied sich der Vorstand, das Sängerheim zu erweitern. Trotz zum Teil schlechter Witterungsbedingungen konnte im Winter 97/98 in unermüdlicher Eigenleistung der MGV-Mitglieder der Erweiterungsbau vollendet werden. Das Sängerheim bekam vom Lindenplatz aus gesehen ein neues Gesicht. Es wurden eine Behindertentoilette, eine Rollstuhlauffahrt und zusätzliche Lagerräume errichtet. Die Notwendigkeit für eine behindertengerechte Einrichtung ergab sich allein durch die Tatsache, dass Mitglieder des MGV und zusehends mehr Senioren, die zum Seniorennachmittag kommen, mittlerweile auf den Rollstuhl angewiesen sind. Die Einweihung erfolgte am 4. und 5. April 1998.